Was passiert, wenn der Fuß den Boden berührt ?

Synergistisches Gedankengut zum Thema Biomechanik beim Lebenden

Der menschliche Gang auf 2 Beinen kann am einfachsten mit einer kontrollierten Fall-Bewegung beschrieben werden. Die Analyse des menschlichen Gehens ist die Erklärung wundervoller Koordination der Kontrolle von Körperwinkeln aus drei-dimensionaler Sicht. Beim Gehen wird der Fuß aufgrund der Schwerkraftwirkung, wenn er den Boden berührt durch exzentrische Muskelaktivität des m. tibialis anterior kontrolliert aufgesetzt. Wenn der Unterschenkel sich über den Fuß bewegt, verlängern sich die Wadenmuskeln, um die Strecke der Vorwärtsbewegung zu kontrollieren, damit der Oberschenkel und die Hüfte sich vorwärts über den Unterschenkel wegen können. Die exzentrische Verlängerung des Oberschenkelmuskels (m. quadriceps) kontrolliert den Winkel, wie weit das Knie gebeugt wird. Nun liegt es in der Verantwortung der Wadenmuskulatur eine Extension des Knie´s einzuleiten und das Knie mit seinen Kondyllen vor einer unphysiologischen Beugung zu beschützen… und das alles, während sich die betreffenden Muskeln exzentrisch verlängern! Die Muskeln der Oberschenkelrückseite kontrollieren die Rotationsbewegung des Unterschenkels , während sie zur gleichen Zeit eine exakte Kontrolle über die Hüftrotation haben. Die Glutealmuskulatur kontrolliert den Winkel und die Stellung der Hüfte auf der Sagitalen Ebene, während gleichzeitig eine seitliche Bewegung des Beckens in Relation zum Fuß auf der Frontalen Ebene erlaubt wird… (Chuck Wolf)

Das Interessante an dieser Betrachtung ist, dass die tradionelle Sicht der Dinge zuerst die konzentrische Muskelaktivität beschreibt, der die exzentrische folgt. Beim menschlichen Gang ist es jedoch genau umgekehrt. Zuerst erfolgt immer exzentrische Muskelaktivität unter Einwirkung der Schwerkraft (Pre-Load under Load) und dann die konzentrische.

Beginnen wir unsere Betrachtung aus der Sicht von Hebeln und Fixpunkten, also aus der Sicht von Knochen und Gelenken. In diesem Beispiel setze ich mit dem rechten Fuß auf dem Boden auf.

  • Calcaneus (Fersenbein) geht in eine Eversionsbewegung (Pronationsbewegung)
  • Talus sitzt direkt auf dem Calcaneus und bewegt sich dabei etwas nach unten innen
  • Tibia (Schienbein) bewegt sich in eine Innenrotation
  • Femur (Oberschenkelknochen) bewegt sich ebenfalls in eine Innenrotation
  • Becken geht in eine Linksrotation, Ilium anterior und Out-Flare rechts Position
  • Lendenwirbelsäule geht in Extension (Verstärkung der Lordose)
  • Brustwirbelsäule geh in Flexion – Rotation und Seitneigung nach rechts
  • Schulterblatt rechts protrahiert

Um uns weiter unterhalten zu können, sollten wir diesen Ablauf gut im Gedächtnis behalten, denn er stellt die Basis für ein weiteres Verständnis von Beschwerden am Bewegungsapparat dar. Anhand von Abweichungen von diesem Prinzip lassen sich die meisten Beschwerden erklären und erkennen.

Im Grunde macht es keinen Sinn wo anders, als bei den Füssen zu beginnen. Denn der Fuß ist das erste, was morgens den Boden berührt und das letzte, was abends den Boden verlässt. Die Biomechanik wird also primär von den Füssen aus nach oben hin beeinflusst. Durch verschiedene Mechanismen, die unser Körper hat, gibt es noch die Möglichkeit, dass andere Stellen der Beginn einer Kausalkette sind, aber die müssen wir hier erst einmal außer Acht lassen. Teil 2 folgt…